
29 Aug VORTRAG: Ivette Nuckel, Bremen: Reformation und Armenfürsorge. Bettel- und Armenordnungen in Bremen und Norddeutschland im 16. und 17. Jahrhundert
In den Hansestädten des Mittelalters und der frühen Neuzeit lebten auch Menschen, sich nicht selbst ernähren konnten und ausgegrenzt wurden. Zu diesen sozialen Randgruppen zählten auch körperlich oder geistig Beeinträchtigte, wobei die die Grenzen zwischen arm, krank und hilfsbedürftig fließend waren.
Im 16. und mehr noch im 17. Jahrhundert fanden grundsätzliche Änderungen im Umgang mit Behinderten wie auch mit städtischen Randgruppen und Armen statt. Mit der Reformation wandelte sich die Versorgung der Armen von einer vorwiegend christlich motivierten Hilfe in eine kommunale Organisation und Vorsorge. Um 1600 setzte sich allerdings auch die Idee der Sozialdisziplinierung durch, mit der Arme in geschlossenen Anstalten kaserniert, damit kontrolliert und durch Arbeit als produktive Mitglieder der Gesellschaft genutzt werden sollten. Yvette Nuckel wird diese Entwicklungsgeschichte anhand vieler Beispiele nachvollziehen.
Yvette Nuckel studierte bis 2008 Germanistik und Geschichte an der Universität Bremen. Nach ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft und Mitarbeiterin in der Mittelalterlichen Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr, Hamburg, arbeitet sie seit 2009 als Doktorandin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen in der Forschungsgruppe: Homo Debilis. Soziale Einbindung und Lebensbewältigung beeinträchtigter Menschen in historischer Perspektive.
Am 9. November 1522 hielt Heinrich von Zütphen in St. Ansgarii die erste evangelische Predigt in Bremen. Dies markiert den Beginn der Reformation in Bremen vor 500 Jahren. Wir erinnern daran mit einem Zyklus von vier Vorträgen. Der Vortrag ist Teil 4 der Vortragsreihe „1522 -2022 – 500 Jahre Reformation in Bremen“.
Zusammen mit: BEK, Verein. Brem. Kirchengeschichte, Stiftung Bremer Dom
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