Das vollständig restaurierte Bremer Ratsdenkelbuch von 1395 und eine Edition durch den Bearbeiter, Dr. Ulrich Weidinger, ist erschienen. Damit ist eine der wichtigsten Quellen zur Bremer Geschichte nun erstmals vollständig zugänglich. Sie umfasst fast 300 Jahre Bremische Geschichte in einer Handschrift.
1395 legte der Bremer Rat ein Buch an, in das er fortan alle Verträge, Vorschriften, Urkunden und Nachrichten aufnehmen ließ, sofern sie ihm wichtig erschienen. Das denckel bock, später Ratsdenkelbuch genannt, wurde in mittelniederdeutscher Sprache von zahlreichen Schreibern verfasst.
Dazu Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, Staatsarchiv Bremen: „Das Ratsdenkelbuch führt uns heute in die Politik und den Alltag der Hansestadt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Diplomatische Texte zu Reichs- und Hansetagen stehen neben Listen von Handelsgütern auf Bremer Schiffen, Berichten über Fehden und Seeräuber, sowie Texten zur Rechtsprechung in der Stadt. Auch der Regelung des Zusammenlebens der Bürger wird viel Raum eingeräumt. So ist die älteste Kundige Rolle von 1450 nur im Ratsdenkelbuch überliefert. Hinzu kommen Texte zum Verhältnis zwischen Stadt und Kirche sowie zur Ratspolitik und Stadtverwaltung mit ihren Vorschriften, Anweisungen und Abgaben.“
Das Ratsdenkelbuch wurde schon früh als wichtige Quelle erkannt und vielfach ausgewertet. Weil das Buch im Zweiten Weltkrieg ausgelagert war und erst 1990 nach Bremen zurückkam, war es bislang noch nicht vollständig ediert. Anlässlich der Edition wurde das arg beschädigte Original des Ratsdenkelbuchs nun restauriert und neu gebunden. Auch das restaurierte Original des Ratsdenkelbuchs wurde zur Buchvorstellung präsentiert.
Mitglieder der Historischen Gesellschaft haben im Anschluss an die Mitgliederversammlung am 13. Mai 2024 die Gelegenheit, Original und Edition in Augenschein zu nehmen sowie exklusiv Informationen zur Edition zu erhalten.